Es wird häufig die Frage gestellt, warum bei der Herstellung von Phytoponischem Kompostsubstrat (PCS) und dessen Veredelung zu Biozyklischer Humuserde nur pflanzliche Ausgangsstoffe zum Einsatz kommen und z.B. die Verwendung von Mist nicht vorgesehen ist. Schließlich sind Tiere und auch deren Hinterlassenschaften ein Teil der Natur. Dieser Beitrag soll die Überlegungen und Hintergründe dazu veranschaulichen.
Ziel ist die Bildung von Biozyklischer Humuserde, einem idealen Nährboden für Pflanzen. Dabei ist es naheliegend, dass das beste Ausgangsmaterial für ein solches Substrat auch möglichst nur aus pflanzlichen Stoffen besteht, welche dafür die besten Voraussetzungen liefern. Der Weg von Pflanzenmaterial durch den Magen eines Menschen oder Nutztiers stellt für die Generierung von Biozyklischer Humuserde schlicht einen nicht notwendigen und mit Nachteilen behafteten Umweg dar.
Was ist in der Natur zu beobachten, wenn ein Kuhfladen auf die Wiese fällt? Dieser Kuhfladen stellt zunächst einen Störfaktor für die Pflanzenwelt dar, eine kleine Katastrophe. Um diesen Störfaktor zu beseitigen, sammeln sich sofort Lebewesen und Organismen, die sich auf die Weiterverarbeitung von diesem Mist spezialisiert haben. Sie sorgen dafür, dass der Kuhfladen verteilt und umgearbeitet dem pflanzlichen Kreislauf überhaupt verträglich gemacht wird. Mist fällt in der Natur stets punktuell in verhältnismäßig kleinen Dosen an und wird möglichst schnell in eine pflanzenverträgliche Form umgesetzt. Nur dort, wo der siedelnde Mensch in die natürlichen Prozesse eingegriffen hat, kommt es zu Ansammlungen von Mist an einer Stelle. Exkremente werden über einen längeren Zeitraum gesammelt (vgl. Misthaufen, Kanalisation, etc.) und es entsteht das Problem bzw. die Frage, wie mit dieser Anhäufung schließlich sinnvoll umzugehen ist. Die Pflanzen-Boden-Welt ist nicht darauf ausgelegt, derart konzentrierte Ansammlungen an Exkrementen ungeschädigt zu verarbeiten, sondern es werden dabei stets bestehende Kreisläufe gestört oder unterbrochen. So wenig sich in der Natur von selbst ein Misthaufen bilden würde, so wenig sind die Kreisläufe auf pflanzlicher Ebene darauf vorbereitet, mit einer Anhäufung von Mist sinnvoll umzugehen. Je größer die auftretende Menge an Exkrementen an einem Ort ist (z.B. auch bei einer Ausbringung auf einer Fläche als Dünger), desto stärker wird die dort bestehende Pflanzen-Boden-Symbiose gestört und aus dem Gleichgewicht gebracht. In der Wildnis tritt dieser Störfaktor weitestgehend punktuell auf, und tierische Hinterlassenschaften werden im Kleinen sofort beseitigt bzw. zur Verträglichkeit für Pflanzen weiterverarbeitet. Da sich die Bildung von Biozyklischer Humuserde nur unter konsequenter Einhaltung der Bedingungen einer gesunden und möglichst ungestörten Pflanzen-Boden-Symbiose vollzieht, ist die Einbeziehung von Mist bei diesem Vorhaben in jeder Hinsicht kritisch zu sehen.
Das wird deutlich, wenn man sich ansieht, was passiert, wenn Düngemittel tierischer Herkunft ausgebracht werden. Dies führt zur Freisetzung von wasserlöslichen Nährstoffen aus diesem Dünger. Einerseits ist dabei zu beobachten, dass bei Pflanzen dadurch ein triebiges Wachstum einsetzt, zum Nachteil der Pflanzengesundheit, andererseits führt es dazu, dass auf diese Weise gedüngte Pflanzen damit aufhören, mit dem Bodenmikrobiom zu kommunizieren, wodurch der Kreislauf natürlicher Bodenfruchtbarkeit gestört wird, und diese nach und nach verloren geht.
Es fehlen Erfahrungen dazu, in welcher Dosis die Verwendung von Mist bei der Kompostierung zur Bildung von PCS führen würde, das sich zur Veredelung zu Biozyklischer Humuserde eignet. Bisher kann nur auf Erfahrungen mit Reststoffen rein pflanzlicher Herkunft zurück gegriffen werden. Wir sehen es für das »terra plena Projekt« auch nicht als notwendig oder zielführend an, diesbezüglich Experimente einzuleiten, sondern beschreiten den bekannten und gut erforschten Weg, bei dem wir sicher sind, dass am Ende Biozyklische Humuserde entsteht. Wir gehen davon aus, dass dabei die Verwendung von rein pflanzlichen Reststoffen zu den qualitativ besten Ergebnissen führt und alles andere mit Kompromissen verbunden ist.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Verwendung von Mist oder anderen Düngemitteln tierischer Herkunft bei der Bildung von Biozyklischer Humuserde stets mit Störeffekten einhergeht, deren Bildung umständlicher oder gar unmöglich macht und unerwünschte oder unbekannte Auswirkungen zur Folge hat, die wir ganz einfach vermeiden können, indem wir die fraglichen Stoffe möglichst vollständig vermeiden. Dies gilt auch für Rückstände chemischer Substanzen, Antibiotika oder beispielsweise Mikroplastik und spielt schon bei der Hygiene während der Kompostierung eine Rolle. Die Konsequenz ist, dass wir hohe Qualitätsanforderungen voraussetzen, um den direkten und bereits erforschten Weg mit rein pflanzlichen Reststoffen zu gehen. Im Grunde geht es um das Schließen von Kreisläufen auf pflanzlicher Ebene, womit dem Ökolandbau eine besondere Alternative geboten wird, die eben nicht mit Nutztierhaltung einhergeht (vgl. biozyklisch-veganer Anbau). Das Bedürfnis, Mist verwenden zu wollen, ist in der Regel auf ein Entsorgungsproblem zurückzuführen, dort, wo Mist eben anfällt. Gleichzeitig wird das triebige Wachstum, das bei der dosierten Verabreichung von Mist zu beobachten ist, fälschlicherweise als ein den Pflanzen zuträglicher Effekt interpretiert. Für den Aufbau einer resilienten, natürlichen Bodenfruchtbarkeit, wie sie Biozyklische Humuserde bietet, ist Mist jedoch ein überflüssiges und stets störendes Material.
Langfristiges Ziel der Menschheit muss selbstverständlich sein, menschliche und – wo dies infolge eines menschlichen Eingriffs in die Natur unvermeidbar ist – auch tierische Exkremente so aufzubereiten, dass sie für den natürlichen Zyklus verträglich gemacht werden und in diesen Kreislauf zurückgeführt werden, ohne dessen Gleichgewicht zu stören. Dabei sehen wir es auch als notwendig an, dass man sich von Formen der Tierhaltung verabschiedet, durch deren Folge unnatürliche Ansammlungen von tierischen Hinterlassenschaften an einem Ort zu Nachteilen für das Ökosystem führen. Es wäre nicht zielführend, derart naturwidrige Verhaltensweisen in die Generierung von Biozyklischer Humuserde mit einzubeziehen, die gerade einen Ausweg aus der bisherigen Sackgasse bietet. Ziel muss auf allen Ebenen sein, wirklich naturverträgliche Prozesse zu entwickeln. Für das Vorhaben der Regeneration unserer Böden wurde diesbezüglich ein Weg gefunden.